Die deutsche Malerei des frühen 16. Jh. ist in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien mit wenigen, aber bemerkenswerten Beispielen vertreten, die weitgehend aus der Sammlung des Grafen Lamberg stammen.
Allen voran stehen die Arbeiten von LUCAS CRANACH D. Ä.: Die Lucretia reflektiert einerseits seine Auseinandersetzung mit dem weiblichen Akt, andererseits förderte Cranach mit der Übernahme solcher profaner und besonders mythologischer Themen aus der Grafik in die Tafelmalerei die Entwicklung des Kabinettstücks – und den freien Kunstmarkt. Der Sippenaltar steht indes für die religiöse Malerei im Dienste der sächsischen Kurfürsten und ist als Verlöbnisbild auch gleichzeitig ein Künstlerselbstportrait. Und im Ungleichen Paar, das einen zu amourösen Abenteuern aufgelegten alten Mann zeigt, der in seiner Begierde blind ist für das Faktum, dass die junge Dame nur an dem Inhalt seiner Geldbörse interessiert ist, schildert Cranach in der kürzest möglichen Form das Phänomen der käuflichen Liebe und die Macht der Frau.
In Verbindung mit der Donauschule, gekennzeichnet durch eine expressive Naturauffassung und harmonische Einbindung der Figur in die Landschaft, sind zwei kleinformatige Gemälde mit Darstellungen der Heiligen Familie im Grünen zu nennen – das eine von HANS BALDUNG GRIEN, das zweite vom MONOGRAMMISTEN H. P.
Erwähnenswert sind außerdem eine Reihe qualitätvoller Werke unbekannter Meister aus dem süddeutschen und oberrheinischen Raum, wie eine dem traditionellen Kompositionsschema folgende Kreuzigung Christi, in der sich unverkennbar altniederländische Einflüsse bemerkbar machen, sowie ein Renaissanceportrait des MONOGRAMMISTEN H. F.